News Februar #2 – DB0WIZ und Notfunk? 1. Teil

Der „Notfunk“! 1. Teil

Selten gibt es Themen, die gleichzeitig so kontrovers, wie auch polarisierend in Amateurfunkkreisen diskutiert werden wie „der Notfunk“. Aber was bedeutet Notfunk eigentlich? Auch hier scheiden sich die Geister . Für die Einen bedeutet es sich mit möglichst viel Funktechnik in die Katastrophe zu stürzen, für die Anderen ist Notfunk der kleinste gemeinsame Nenner um Nachrichten zu übermitteln.

An dieser Stelle will einen Cut machen, da es verschiedene Ansätze, auch sehr gut durchdachte gibt, aber auch einige die sehr unrealistisch und nicht zu Ende gedacht sind. Es stellt sich also die Frage, was für eine Notsituation oder welches Krisenszenario ist am Wahrscheinlichsten zu erwarten? Hier bei uns im schönen Nordhessen haben sich auch die Rettungsorganisationen darüber Gedanken gemacht und als wahrscheinlichste Krise wird ein potenzieller und länger andauernder, flächendeckender Stromausfall als durchaus realistisch eingestuft. Erdbeben, Erdrutsche, katastrophale Überschwemmungen sind hier eher weniger wahrscheinlich, wenn auch nie ganz auszuschließen.

Also der Stromausfall! Tja, dann geht das Licht im Kühlschrank halt auch bei geöffneter Tür nicht – wenn das Alles ist!?  Leider nicht, sobald die Energieversorgung weg ist, fließt auch kein Wasser mehr aus der Leitung, Telefon und Internet sind tot, Tankstellen können keinen Krafstoff mehr abgeben und und und.

Die Feuerwehr Witzenhausen hat das als Problem erkannt und einen Notfallplan entwickelt. Dieser sieht in erster Linie vor, dass in einer ernstzunehmenden Notlage die Gerätehäuser der umliegenden und zur Stadt Witzenhausen gehörenden Feuerwehren besetzt sind um so eine Anlaufstelle für die Bevölkerung einzurichten. Sei es einfach um die Leute mit Lageinformationen zu versorgen oder auch um Hilfe organisieren können, weil jemand vielleicht wichtige Medikamente benötigt oder medizinischen Beistand benötigt. In der Feuerwache Witzenhausen selbst wird innerhalb einer Stunde neben einem Leitstand auch ein zentraler Infopoint eingerichtet. Bis hierhin schon mal für den Laien sicher gut nachvollziehbar und verständlich.

Die Kameraden von der Feuerwehr haben aber noch weiter gedacht, denn was ist, wenn ihr digitaler Funk ausfällt? Können wir denn dann die Gerätehäuser erreichen, bzw. erreichen sie uns? Leider ist dies nicht der Fall, denn hier zeigt sich die Grenze des digitalen Behördenfunks, der ohne Vernetzung nicht zuverlässig funktioniert und nur noch eine extrem eingeschränkte Reichweite bietet.

Wie kommen wir als Funkamateure ins Spiel? Nun, vor einigen Jahren gab es einen harten Winter, bei der die Feuerwehr in den sozialen Medien die Information streute, dass die Gerätehäuser besetzt seien, sollte es durch die durchaus großen Schneemassen zu Einschränkungen oder Notfällen kommen, um so eine Anlaufstelle für die Leute bieten zu können. In meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich auf diese Nachricht mit einem Kommentar reagiert und so entstand mit der Feuerwehr ein sehr netter und produktiver Austausch.

In den folgenden Monaten wurden wir eingeladen uns Übungen anzuschauen und die technischen Möglichkeiten der Kommunikation mit den unseren zu vergleichen. Brainstorming war angesagt: was man tun könnte, was man sich wünscht und welche Rolle wir Funkamateure dabei einnehmen könnten. Es wurde zum Beispiel der Wunsch geäußert,, dass in Krisensituationen stets Funkamateure zur Verfügung stünden, um eine Art Notfallkommunikation zu übernehmen, selbstverständich unter Berücksichtigung der hiesigen Datenschutzbestimmungen. Aber wenn wir mal ehrlich sind, wir als Funkamateure sind private Leute, meist ohne einen Hintergrund bei einer Hilfsorganisation, und wollen in Notfallsituationen erstmal das eigene Heim sichern.

Die erste Idee: „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Feuerwehr besitzt (noch) die Möglichkeit ihre alten 4m Funkgeräte zu verwenden. Das 4m-Frequenzband hat Ausbreitungsmöglichkeiten, die der digitale Behördenfunk im unteren 70cm-Band nicht bieten kann. Früher wurde der 4m-Funk über Relaisstationen abgewickelt, diese wurden aber mittlerweile abgeschaltet und zurückgebaut. Wir haben die zu erreichenden Ortschaften abgesteckt und Tim hat Ausbreitungsberechnung simuliert und stellten fest, dass eine direkte Funkverbindung, zumindest theoretisch, mit den alten 4m-Funkgeräten möglich sein sollte.

Leider sind die 4m-Geräte eigentlich schon ausgemustert und nur die „alten Hasen“ kennen sich mit deren Bedienung noch aus. Zum Glück sind tatsächlich noch ältere Fahrzeuge damit ausgestattet und auch der Leitstand der Feuerwache verfügt noch über die entsprechende Geräte. Aber funktionieren sie noch? Sind die Antennen in Ordnung? Das können wir als Funkamateure natürlich mit unserem Equipment prüfen. So wurde geprüft, ob die in die Jahre gekommenen Geräte überhaupt noch funktionsfähig sind, die Anpassung der Antennen gemessen festgestellt werden, dass im großen Ganzen noch alles funktional ist.

Es folgte eine Übung, bei der die Feuerwehr einen Stromausfall simulierte und die Einsatzbereitschaft innerhalb einer Stunde herstellte, inklusive Infopoint usw. .Im Rahmen dieser Übung wurde auch der 4m-Funk auf seine Erreichbarkeit zwischen der Feuerwache Witzenhausen zu den zugehörigen, jedoch teilweise entlegeneren, Ortschaften mobil getestet. Auch dies funktionierte augenscheinlich ganz gut, es wurden aber nicht alle Gerätehäuser erreicht. Hier hatten wir hier einen kleinen Gedankenfehler: Der Test erfolgte in einem Kanal im Oberband, die Antennen sind allerdings auf das Unterband abgestimmt, dies ist historisch dem ehemaligen Relaisbetrieb geschuldet. Bei einer späteren Fahrt mit einem Test auf dem Unterband funktionierte Alles tadellos. Das Konzept ist also im Grundsatz funktional!

Einziger Wermutstropfen: Diese Geräte sind teils über 30 Jahre im Dienst und das Innenleben entsprechend gealtert, sie werden nicht mehr gewartet und Ersatz ist schwer oder überhaupt nicht mehr zu beschaffen. Selbstverständlich wird dies auch nicht vom Land unterstützt bzw. gefördert.

Im Zweiten Teil geht es um die Einbindung des Amateurfunks in eine Krisensituation, Fortsetzung folgt…

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